50 Jahre Lorenz

1880 - 1930

Festschrift der C. Lorenz Aktiengesellschaft

(Fifty Years C. Lorenz Company)

Berlin - Tempelhof

Transcript, of pages 49 - 60

Noticeable is, that German industrial enterprises sometimes were founded by an association of a businessman and a gifted technician (mechanics). Well known are in this respect: Messrs Werner Siemens and Johann Georg Halske (S&H) and  Messrs Hartmann and Braun (H&B).

 

Carl Lorenz und sein Werk

Im Berliner Adreßbuch von 1870 erscheint zum erstenmal der Techniker C. Lorenz, der Alexanderplatz 2 wohnte. Er hatte die Vornamen Daniel Wilhelm Ferdinand Carl, und war Inhaber einer mechanischen Werkstatt im hause Oranienstraße 156. Dieser carl Lorenz war am 6 Juli 1844 zu Hannover, Hildesheimer Straße 230, als Sohn des Kammermusikus Carl Daniel Lorenz geboren. Carl Daniel Lorenz, der das Waldhorn geblasen hat, hinterließ mehrere Kompositionen für Blasinstrumente. Einige von ihnen waren 1926 im Rundfunk wieder zu höhren.

Carl Lorenz (Jugendbild)

Am 1. Oktober verlegte Carl Lorenz seine Wohnung von der Oranienstraße nach der Brandenburgstraße 45, wo der Mechaniker Wilhelm Horn seit 1870 eine Telegraphie-Bauanstalt betrieb. Horn hatte für deutsche Privat-Eisenbahnen große Aufträge auf Telegraphen-Apparate bekommen, denn er war mit einem der erfolgreichsten deutschen Industriellen, Bethel Henry Strousberg, bekannt geworden. Dieser Strousberg, der eigentlich Straußberg hieß, hatte mit englischen Kapital seit 1861 zunächst in Ostdeutschland Privatbahnen gebaut. Bald bekam er von der berliner Geldleuten Kapital anvertraut und baute die Berlin-Görlizer Bahn, die Linie Halle-Sorau-Guben und die Bahn Hannover-Altenbeken. mit ausländischem Kapital folgten Eisenbahnbauten in Ungarn und Rumänien. Eigene Kohlezechen und Hüttenwerke lieferten das Rohmaterial für eigene Lokomotivfabriken. bald kamen verwandte und schließlich ganz entlegene Unternehmungen (Zeitungen, Schlachthäuser, Markthallen, Bibliotheken usw.) hinzu. Kein Industrieller in Preußen war damals so mächtig wie Stroußberg. In der vornehmen Wilhelmstraße baute er sich ein prächtiges Palais, die heutige englische Botschaft. Der Börsenkrach von 1873 brachte Stroußberg die ersten Verluste, ein Industriewerk nach dem andern wurde mit Verlust verkauft, und 1875 mußte Stroußberg den Konkurs anmelden. Neun Jahre später starb er in Berlin in tiefster Armut.

Als Kuriosität möchten wir hier anmerken, daß dieser Stroußberg schon 1862 das erste preußische Patent auf die Drahtlose Telegraphie zu erlange versuchte. Das hierauf bezügliche Aktenstück ist unter den alten preußischen Patent-Akten noch erhalten. Es war auf der ersten Berliner Funk-Ausstellung 1925 ausgestellt.

Carl Lorenz und sein jüngerer Bruder Alfred arbeiteten zunächst mit Wilhelm Horn zusammen. Im Jahre 1878 ist carl Lorenz, ausweislich des Berliner Adreßbuches, bereits Teilhaber dieser >>Fabrik<<, und zwar in der Hollmannstraße 35. Er nennt sich >>Inhaber einer Telegraphenbauanstalt<<. Im folgenden Jahr findet sich die firma >>Horn & Lorenz<< im Adsreßbuch. 1880 ist Lorenz, der bei Horn & Lorenz die Führung bekommen hatte, weil Horn kränklich war, >>Inhaber einer Telegraphenbauanstalt, Fabrik für elektrisches Licht, elektrische Eisenbahnen, Kunst und Industrie<<. Die telgraphenwerkstatt hatte sich auch in der Firmierung den Zeitereignissen angepaßt, war doch 1878 in Berlin das Bogenlicht und 1879 dort die elektrische Eisenbahn, die Dochtkohle und die Glühlampe eingeführt worden.

Am 1. Juli 1880, also vor 50 Jahren, bezog Carl Lorenz, nachdem er sich im Oktober von Horn getrennt hatte, eine eigene Werkstatt. Den ersten größeren Auftrag bekam er von der 1867 vollendeten Berlin-Görlitzer Bahn, einer Gründung von Stroußberg. Die Werkstatt eröffnete Lorenz mit einen Gehilfen, namens Fritz Schlachte. Als zweiter kam sein Bruder Alfred Lorenz, der, da das Unternehmen schnell wuchs, alsbald Werkmeister wurde. Als ein heute noch lebender Mechaniker (ergo 1930,AOB), Felix Büchtemann, 1882 eintrat, waren 15 Gehilfen und 5 Lehrlinge an der arbeit.

Lorenz-Belegschaft 1883

Die Drehbänke wurden mit dem Fuß getreten. Wer an der >>großen<< Leitspindel-Bank zu tun hatte, bekam einen Lehrling zugeteilt, der die Bank >trampeln<< mußte; keine leichte Arbeit. Kurz nach 1882 wurde eine Schraubenschneidemaschine gekauft, daran jeder sich den bedarf an Schrauben und Gewindestiften selbst zurechtmachte. Aber im folgenden Jahre kam ein berufsmäßiger Schraubendreher. >>Chef<< und Arbeiter, Meister und Lehrlinge standen ohne großen Abstand nebeneinander, und nicht nur in der Werkstatt, auch außerhalb der Arbeit. Im Sommer zogen abends alle gemeinsam zu einer der wenigen öffentlichen Badeanstalten oder an freien Tagen auf Landpartie. Im Winter lief man gemeinsam Schlittschuh, zumeist auf dem Tegeler See. Trotz solcher >>Unterbrechungen<< die jede einen Nachmittag kostete, wurde eifrig gearbeitet und, wenn sehr eilige Arbeit war, auch Tag und Nacht in einer Schicht. Hauptsächlich wurden Morse-Apparate gebaut, die infolge einer überaus genauen Kontrolle durch Lorenz persönlich bald bekannt wurden. Aber auch Apparate der jungen Starkstromtechnik, z.B. Bogenlampen System Hefner-Alteneck, wurden bei Lorenz gebaut. Um sich ausdehnen zu können, zog die Firma im Oktober 1883 nach der Prinzessinnenstraße 21. Hier brach in der Nacht vom 3. zum 4. Dezember ein Brand aus, der, da die Schläuche der Feuerwehr einfroren, alles zerstörte. Die Maschinen samt dem Kassenschrank stürzten in den Keller ab. Doch schon nach drei Wochen wurde der Betrieb, teils mit renovierten Maschinen, teils mit neuen, in der Prinzenstraße 35 wieder aufgenommen. Hier kamen große Aufträge an Lorenz, und bald waren 30 bis 40 Gehilfen und 6 Lehrlinge an der Arbeit. Die Räume wurden zu eng und man zog Oktober 1885 nach dem Haus Prinzessinnenstraße 21 zurück, wo ein vierstöckiges Quergebäude erricht worden war. Hier bezog Lorenz die 3. und 4. Etage, und die Maschinen wurden zum erstenmal mit Dampf betrieben. Eine eigene Werkstatt für Streckenläutewerke wurde eingerichtet. Auch die erste Arbeiterin wurde angestellt: zum Spulenwickeln. In flauen Zeiten wurden Arbeiten für andere Firmen, zumal der optischen Industrie, ausgeführt. Carl Lorenz kümmerte sich täglich um die Arbeiten eines jeden Arbeiters und Lehrlings. Sein Bruder Alfred hatte die allgemeinen Arbeiten und die auswärtigen Montagen unter sich.

Am 20. Dezember 1889 starb Carl Lorenz and der damals in Berlin herrschenden Influenza. Sein Bruder Alfred führte die Fabrik für die Witwe und die Kinder weiter.

Carl Lorenz (1844 - 1889)

 

C. Lorenz unter Held und Wolf

Im April 1877 war aus Amerika die Nachricht gekommen, daß Graham Bell einen brauchbaren Fernsprecher erfunden habe. Viele Versuche, die man jahrelang auf diesem Gebiet gemacht hatte, hatten höchstens zu einer Musikübertragung ausgereicht, nicht die Übertragung mit Konsonanten durchsetzten Sprache. Das Telephon-System des deutschen Lehrers Philipp Reis, der 1874 im Alter von 40 Jahren gestorben war, hatte sich nicht über die Physikalischen Kabinette der Lehranstalten hinaus durchsetzen können. Der Staat hatte daran kein Interesse gehabt. Der Erfolg von Bell war eine ganz gewaltiger. Heinrich Stephan, der Generalpostmeister, beschaffte sich sogleich aus England Telephone, System Bell, und schon im Oktober 1877 wurden in Berlin die ersten amtlichen Versuche mit dem neuen Apparat gemacht. Am 30. Oktober telephonierte man zum ersten Male nach dem Vorort Schöneberg und am folgenden Tag zum ersten Male in die >>Ferne<<, nach Magdeburg. Am 5. November 1877 wurde die erste dauerende Telephonverbindung zwischen Büro von Stephan und dem des General-Telegraphendirektors in Betrieb genommen. Am 12. November folgte die Inbetriebnahme einer >>Telegraphenlinie mit Fernsprecher<<, d.h. einer Leitung, die mit Fernsprechapparaten - nicht mit Telegraphenapparaten - betrieben wurde. In den Jahren 1878 bis 1885 waren die Eisenbahnen in Preußen staatlich geworden. Dies bedingte eine wesentliche Verbesserung aller technischen Einrichtungen, und so mußten auch die vielartige Systeme der Telegraphen, Signalanlagen, Streckenläutewerke und Telephone der Privatbahnen einheitlich gestaltet werden. Hier eröffnete sich also in Telegraphie und Telephonie ein weites Feld der Schwachstromtechnik, ein Feld, auf dem die Firma Lorenz große Erfolge erzielte.

In jener zeit erschienen in einer Berliner Tageszeitung eine Anzeige, daß eine Telegraphenbauanstalt wegen Todes des Inhabers zu verkaufen sei. Der damals 27jährige Robert Held, der in der Textilbranche tätig war, sich aber nach einem neuen Tätigkeitsfeld sehnte, das mehr seiner Neigung und Begabung entsprach, las diese Anzeige. Es handelte sich um die Firma C. Lorenz Telegraphenbauanstalt, die in der Prinzessinnenstraße 21, Quergebäude, III. Stock, ihren Sitz hatte. Held trat mit der Inhaberin der Firma, der Witwe Carl Lorenz, in Verbindung; die Verhandlungen führten sehr bald zum Ziel. Robert Held übernahm die Firma Carl Lorenz sogleich als alleiniger Inhaber. Der Kaufpreis, den Robert Held für die Firma zahlte, die damals nur einige 30 Mechaniker beschäftigte, betrug RM 50 000,- (this must be regarded a "contra diction in terms", as the currency in those days was the Mark, abbreviated ‘M’. A ‘RM’ existed only after the devastating Inflation of 1923/24, AOB). Die Arbeiter begrüßten den neuen Chef mit einem Glückwunschschreiben. Der Bruder von Carl Lorenz, Alfred Lorenz, blieb in der Firma als technischer Leiter tätig, während Robert Held die kaufmännische Leitung straff in die Hand nahm, wobei zu berücksichtigen ist, daß er sich mühsam in die ihm vollständig neue Materie einarbeiten mußte. Durch angestengten Fleiß gelang es ihm sehr bald, wenigstens so weit einen Überblick zu bekommen, daß er bereits nach kurzer zeit grundlegende organisatorische Änderungen vornehmen konnte. So führte er u.a. die neunstündige Arbeitszeit ein, eine Tat, die ihm von den wenigen noch lebenden Mitarbeitern heute noch nachgerühmt wird; anderseits hielt er aber auf strenge Innehaltung der Arbeitszeit. Auch das Akkordwesen entwickelte er damals in seinen Anfängen. Dadurch kam in die Arbeit eine strenge Regel. Der Betrieb selbst wurde gründlich umgestellt. Zunächst wurde ein Lager eingerichtet, darin kamen alle Materialien unter Verschluß und Kontrolle. In der Werkstatt wurde die Schlosserei von der Feinmechanik getrennt. Die Buchhaltung und die Lohnabrechnung wurde nach kaufmännischen Grundsätzen umgestellt.

Das Arbeitsgebiet der Firma war damals die Fabrikation von Morseapparaten und von Streckenläutewerken, die man noch jetzt auf einzeln Bahnstrecken sieht. Die Firma wuchs so schnell, daß sich im Laufe von 3 Jahren ihr Betrieb in der Prinzessinnenstraße 21 auf mehr als 3 Stockwerke ausdehnte und die Arbeiterzahl verfünffachte.

Zu den Hauptabnehmern der Firma die Eisenbahntelegraphenwerkstatt am Görlitzer Bahnhof. Der damalige Chef der Abteilung, Telegrapheninspektor Hermann Hattemer, war Robert Held vom ersten Tag an ein treuer Mentor und Berater, und ist es auch über den Tod von Held hinaus bis zum heutigen Tag der Firma Lorenz geblieben. Die Verbindung mit Hattemer, der auf die Entwicklung des Eisenbahnsignalbaues in Deutschland großen Einfluß hatte, war für die Firma Lorenz von bedeutsamer Auswirkung. Hattemer sorgte u.a. auch dafür daß die von C. Lorenz gebauten Signalapparate, die zum größten Teil fortschrittliche Ideen enthielten, in den Fachzeitschriften und Fachbüchern gewürdigt wurden. Auf der großen Elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a. M im Jahre 1891 stellte C. Lorenz zum ersten male seine Fabrikate öffentlich aus. Zu den Werkzeugmaschinen kam durch Held alsbald die erste Fräsmaschine hinzu. Die Mechaniker waren so eingearbeitet, daß sie ohne Normal-Lehren, lediglich mit Zirkel und Taster, hochwertige Präzisionsarbeit liefern konnten. Jeder Mechaniker baute damals seine Apparate, z.B. Läutwerke für Strecken, Bahnsteig-Läutewerke, Morseapparate, Relais, Galvanoskope, Feuermelder oder Blitzableiter, von Anfang bis zu Ende vollständig allein. Die heutige Arbeitsteilung war damals innerhalb der Feinmechanik noch etwas unbekanntes. Der Mechaniker machte sich auch seine Spitzbohrer selbst. Schüchtern kamen die ersten Spiralbohrer auf. Das Material holte sich jeder zusammen; dann fing er an zu bohren und zu drehen. Auch große Platten wurden mit der Hand gefeilt, bis die Fräsmaschine kam. Schließlich polierte und lackierte jeder seine Arbeit, montierte sie und probierte sie auch aus. Aus der Zeit von Carl Lorenz sind irgendwelche Zeichnungen nicht vorhanden; man arbeitet nach dem vorhergehenden Stück. Änderungen waren recht selten. 1894 wurde der Mechaniker Trepplin, heute einer der Senioren der Firma, mit der Anfertigung der ersten Zeichnungen und Schaltungsschemata beauftragt. Nebenher aber blieb er Mechaniker. 1895 bekam er auch kaufmännische Arbeiten zu erledigen. Dies waren insbesondere Kostenanschläge. Jeder einzelne Kostenanschlag, der hinausging, wurde von Robert Held sorgfältig überprüft. Die Buchhaltung besorgte Robert Held persönlich, und in den ersten Jahren führte er auch gesamte Korrespondenz. Erst Ende 1898 kam die erste Schreibmaschine in den Betrieb; die Belegschaft der Firma C. Lorenz war damals aber auf etwa 200 Mann angewachsen.

Im Jahre 1896 stellte C. Lorenz seine Apparate auf der Großen Berliner Gewerbe-Ausstellung, die im Treptower Park veranstaltet wurde, aus.

1893 hatte Robert Held die alte Firma Lewert angekauft, weil diese große Aufträge für die Reichspost auszuführen hatte. Von diesem Jahr ab datiert also die Arbeit der Firma Lorenz für die Reichspost, und damit setzte die Entwicklung der Firma auf dem Telephongebiet ein, so daß das Industriegebäude in der Prinzessinnnenstraße bald zu eng wurde. Mitte 1899 kam aus Rußland die Nachricht, daß der russische Finanzminister Witte den einheimischen Behörden nahegelegt habe, alle ihre Aufträge in Rußland selbst unterzubringen. Für die Firma C. Lorenz hatte sich das russische Geschäft unter der Leitung von Held gut entwickelt. Es wurden jährlich allein mehrere Hundert Morseapparate von Lorenz nach Rußland geliefert. Die russischen Vertreter der Firma C. Lorenz rieten also, in Rußland eine Zweigfabrik einzurichten. Da Rußland damals sein Eisenbahnnetz im Interesse der Landesverteidigung gewaltig ausbaute, war eine große Steigerung des russischen Geschäftes für Lorenz zu erwarten. Nachdem der russische markt durch den Mitarbeiter Trepplin sorgsam erkundet worden war, errichtete Robert Held Mitte des Jahres 1900 in Petersburg eine eigene Werkstatt, die mit 30 Mann begann. Das Geschäft entwickelte sich unter Trepplin so stark, daß schon 1904 eine eigenes Fabriksgebäude bezogen werden mußte. Im Jahre 1906 verwandelte Robert Held die Firma C. Lorenz, die bis dahin sein Privatbesitz war, in eine Aktiengesellschaft.

Inzwischen hatte sich der deutsche Vertreter des dänischen Ingenieurs Valdemar Poulsen mit C. Lorenz zwecks Einführung von Apparaten zur Erzeugung kontinuierlicher elektrischer Wellen in Verbindung gesetzt. Wie bei den meisten großen technischen Versuchen, war auch bei der Einführung des Lichtbogengenerators von Poulsen das erste Betriebskapital schnell verbraucht. So gelang es der Firma C. Lorenz, den Bau der Poulsen-Apparate für Deutschland an sich zu bringen. Hiermit begann für die Firma Lorenz die Arbeit auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie, später der drahtlosen Telephonie.

Die Akten des Reichspostministeriums in Berlin ergeben, daß die Firma Lorenz 1912 die erste deutsche Fernleitung für Opernübertragungen gebaut hat. Der deutsche Kronprinz hatte im Jahr vorher von Lorenz eine Telephonanlage erhalten, um die Vorstellungen der Berliner Staatsoper in seinem nahegelegenen Palais hören zu können. Nun wollte er auch Berliner Oper in seiner Villa in Danzig-Langfuhr hören. Abends wurde eine Fernleitung Berlin-Danzig für 1 bis 2 Stunden zu diesem Zweck freigemacht. Am 9. Juli 1912 gelang ein Versuch der Opernübertragung auf der Leitung zwischen Danzig und Berlin ausgezeichnet, aber auf benachbarten Fernsprechleitungen störte die Musik. Aus diesem Grunde mußte die Leitung später abgenommen werden. Es war dies eine der letzten Anlagen, die der Bruder von Carl Lorenz, Alfred, für die Firma C. Lorenz ausgeführt hat. Nach einer Tätigkeit von 22 Jahren trat er Ende Dezember 1912 in den Dienst der Staatstelegraphie über; starb 1917.

Bei Ausbruch des Weltkrieges war die Belegschaft von C. Lorenz auf etwa 3000 Arbeiter angewachsen. Als die Aufträge der Heeresleitung einsetzten, wuchs der Betrieb ununterbrochen. Deshalb wurde freiem Gelände am Teltowkanal in Berlin-Tempelhof nach Plänen von Dr.-Ing. Prof. Schlesinger ein großes, neuzeitlich angelegtes Fabriksgebäude errichtet. Im Jahre 1915 schloß Robert Held die alte Firma Gurlt ..... der C. Lorenz Aktiengesellschaft an. 1917 konnte der erste Teil des Neubaues in Betrieb genommen werden und im folgenden Jahr wurde die ganze Fabrikation nach Tempelhof verlegt. Nach dem Weltkrieg kamen 1918 für die Firma C. Lorenz schwere Zeiten, zunächst die vollständige Umstellung von Heereslieferungen auf Friedenslieferung, daneben die fast unerträgliche Kontrolle durch die Aufsichtsorgane der Siegerstaaten.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse begannen sich 1922 zu verbessern, jedoch kam in folge der Geldentwertung in Deutschland ein gewaltiger Rückschlag. Die Wirtschaft machte eien Leerlauf in größtem Ausmaße. Erst Ende 1923 kam Deutschland wieder eine festen Währung. Wenig mehr als ein Jahr später - 9. Dezember 1924 - starb Robert Held unerwartet im Alter von 62 Jahren.

Robert Held hatte die Witwe des Kaufmanns Wolf geheiratet. Der Sohn, Georg Wolf, war 1904 in der Firma eingetreten. Er hatte das Gymnasium in Berlin besucht und an der Technischen Hochschule in Charlottenburg Maschinenbau und Elektrotechnik studiert. Eine gründliche praktische Ausbildung erhielt er 1901 bis 1904 in einer amerikanischen Telephonfabrik. Nach der Rückkehr aus Amerika trat er als Ingenieur in die Firma Lorenz ein. Bei der Umwandlung ein eine Aktiengesellschaft erhielt Georg Wolf Prokura. 1908 wurde er Mitglied des Vorstandes. Nach Helds Tode wurde Wolf Generaldirektor. Als er 1929 sein 25jähriges Jubiläum in der Firma C. Lorenz feiern konnte, betrug die Zahl der Arbeiter und Angestellten etwa 3700.

 

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